Haus am see - Sommerschreibkurs 2020

Dieser Sommer 2020 wird uns allen als ein besonderer in Erinnerung bleiben. Hitzerekorde und Corona zwingen uns zum Innehalten und Zuhausebleiben. Da kommt die Aufforderung des schreibwerk-berlin gerade recht:

Pack die Badehose ein!

 

Ein Schreibkurs in vier Lektionen, der sich literarisch dem Phänomen Sommer widmet. Von Leichtigkeit und Freiheit ist da die Rede, von lauen Nächten, schattigen Wäldern und den Wellen als Klangteppich unter unseren Träumen. Ich bin begeistert und melde mich zu diesem Online-Kurs an. Die Lektionen sind umfangreich. Die Teilnehmer*innen werden mit Sachinformationen, literarischen Beispielen, Musikstücken und Videos an die Facetten des Sommers und deren literarische Umsetzung herangeführt. Fast nebenbei entsteht eine Sommergeschichte. Leicht soll sie sein, unterhaltsam und ganz bestimmt kein Krimi. Das habe ich mir fest vorgenommen. Doch dann kommt alles irgendwie anders, in dem „Haus am See“.

 

Lektion 1

Kurze Hose – lange Nächte, der Start in den Sommer

 

Aufgabe: Ein Protagonist, der in Sommerstimmung kommt.

 

 

Haus am See

von Iris Otto

 

„Du weißt, dass es die einzigen drei Wochen sind, die ich im Sommer wegkann. Wir hatten den Urlaub ja nun weiß Gott lange genug im Voraus geplant.“ Gaby schob ihren Teller von sich. Der Appetit war ihr vergangen. Unter der Markise staute sich die Wärme und trieb Schweißperlen auf ihre Stirn.

„Ich weiß, mein Schatz. Es tut mir leid. Das kannst du mir glauben. Aber mir sind da die Hände gebunden. Kein Mensch konnte ahnen, dass uns plötzlich die Entwicklung der neuen E-Motoren solche Probleme bereitet. Wir sind total im Verzug. Der CEO kommt extra aus Japan eingeflogen. Ich kann jetzt nicht wegfahren.“ Ralf lehnte sich auf seinem Terrassenstuhl zurück und sah sie zerknirscht an. Vergeblich versuchte sie hinter seiner in Falten gelegten Stirn zu lesen, wie weit sein Bedauern tatsächlich ging. Ihr Mann liebte seinen Job, vielleicht mehr als sie selbst? Das war ungerecht, rief sie sich zur Ordnung. Er hatte ihr in fünfzehn Ehejahren nie einen Grund gegeben, an seiner Liebe zu zweifeln. Trotzdem hatte sich allmählich immer mehr Alltagsroutine in ihre Beziehung eingeschlichen. „Können wir nicht ausnahmsweise in der zweiten Ferienhälfte wegfahren?“, bat er.

Gaby starrte auf ihre rauen Hände und die kurzen, brüchigen Fingernägel. „Das geht nicht. Ich habe überall veröffentlicht, dass der Laden ab Montag geschlossen ist. Auch der Blumenhändler aus Amsterdam weiß, dass er mich nicht beliefern muss. Meine beiden Mitarbeiterinnen sind ab Montag im Urlaub. Die kann ich nicht einfach zurückrufen.“

„Musst du doch auch nicht.“ Ralfs Gesicht hellte sich auf. „Die Zwei können dich doch hinterher vertreten. Und wir fahren wenigstens noch ein bisschen weg.“

„Du weißt genau, wie viel ich zu tun habe, wenn das Sortiment nach der langen Pause wieder aufgefüllt werden muss. Das kann ich nicht zwei Teilzeitkräften überlassen. Dazu fehlt mir auch selbst noch ein wenig die Routine.“

Ralf seufzte. „Ich habe gleich gesagt, dass du dich mit dem Blumenladen stark einschränken wirst.“

„Hör bitte damit auf! Gib jetzt nicht mir die Schuld daran, wenn du unseren Urlaub schmeißt.“

Das Gartentor quietschte und Gaby beobachtete ihre Tochter, die mit federnden Schritten über den Rasen kam. Gleich würde ein Vulkan explodieren, so viel stand fest. Zwei Stufen auf einmal nehmend, kam die Fünfzehnjährige auf die Terrasse. Irritiert blickte sie zwischen ihren Eltern hin und her. „Dicke Luft?“, wollte sie wissen.

„Papa kann nicht mit in den Urlaub“, erklärte Gaby.

Sophia riss ihre Augen auf und schaute ihren Vater an. „Was? Ist das dein Ernst?“

„Es tut mir leid, aber in der Firma …“ Sophia fiel ihrem Vater ins Wort. „Heißt das, es gibt keinen Familienurlaub dieses Jahr?“

„Doch natürlich.“ Ralf trommelte mit seinen Fingerspitzen auf der Tischplatte. „Du kannst mit Mama fahren, so wie geplant.“

Gaby schlug nach einer Wespe, die über die Essensreste auf ihrem Teller herfiel. Mutter-Tochter-Urlaub war zwar besser als gar kein Urlaub, aber es wäre nicht das Gleiche, so viel stand fest. Die Eskapaden ihrer pubertierenden Tochter würde sie dann allein parieren müssen. Sophias Mienenspiel glich einem blitzartigen Wetterumschwung von leicht bewölkt über Gewitter bis strahlenden Sonnenschein. „Nö, lasst man. Macht euch meinetwegen keinen Stress. Ich kann ja bei Lisa und ihren Eltern mitfahren. Die wollen in Frankreich zelten. Das ist eh cooler als in den Bergen abhängen. Ich rufe sie gleich mal an.“

„Moment mal“, schrie Gaby ihrer Tochter hinterher. „Das entscheidest du ja wohl nicht alleine.“

Sophias Flipflops quietschten auf den Terrassenfliesen, als sie sich umdrehte. „Nimm dir doch auch eine Freundin mit, Mama. Dann könnt ihr zu zweit in dem Hotel chillen.“ Gaby wusste nicht, ob sie lachen oder schreien sollte. Sie hatte so viel gearbeitet, seit sie vor einem Dreivierteljahr den Blumenladen übernommen hatte. Sie brauchte diesen Urlaub einfach. Jetzt sofort und genauso wie er gedacht war: als Familienreise! „Sag doch auch mal was“, fuhr sie ihren Mann an. Doch der hatte sich den Briefumschlag vom Tisch genommen und musterte Anschrift und Absender in dem kleinen Adressfenster.

„Was will das Amtsgericht von dir?“, fragte er.

Gaby nahm ihm den Umschlag aus der Hand und warf ihn auf den Tisch zurück. „Eine Cousine meiner Mutter ist verstorben. Der Nachlassverwalter sucht nach möglichen Erben. Aber das tut jetzt überhaupt nicht zur Sache.“

„Und gibt es was zu erben?“

„Quatsch.“ Gaby schüttelte den Kopf. „Tante Lisbeth hat in der hintersten Walachei gelebt auf einem verwilderten Grundstück irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern. Totale Pampa. Sie hielt sich für eine verkannte Künstlerin. Tatsächlich hat sie aber von Hartz IV gelebt und meine Mutter mehrfach angepumpt. Die Erbschaft kann ich getrost ausschlagen. Außer Arbeit und Schulden bringt das nichts ein.“

„Hat deine Tante dir nicht mal vor Jahren ein Aquarell geschenkt? Das sah doch sehr hübsch aus.“

„Ein schönes Bild macht noch keine erfolgreiche Künstlerin. Außerdem war das vor Sophias Geburt. Es liegt also etwas länger zurück. Ich habe zu meiner Tante seit Jahren keinen Kontakt mehr.“

„Warum verschaffst du dir nicht selbst einen Eindruck? Du hättest doch jetzt Zeit. Oder willst du allein in die Berge fahren?“

„Geht’s noch?“ Gaby schob ihren Stuhl zurück und brachte den Tisch ins Wanken. „Ich fahre überhaupt nirgends hin. Wir haben um die dreißig Grad im Schatten. Falls du es vergessen hast: Die Sommerferien fangen in vier Tagen an. Die Staus auf den Autobahnen werden gigantisch sein. Und ich fahre allein hunderte von Kilometern bis nach Mecklenburg-Vorpommern? Ich müsste ja bescheuert sein.“

Ralf hob abwehrend die Hände. „Ist ja gut. Ich finde es auch viel netter, wenn du hierbleibst und abends da bist, wenn ich nach Hause komme. Dann können wir zumindest auf der Terrasse noch einen Aperol zusammen trinken.“

„Vergiss es!“ Tränen traten in ihre Augen. Nur weg hier! Gaby stürmte ins Haus. Mit einem Ruck schmiss sie die Terrassentür hinter sich zu. Kurz hielt sie inne, ob die Glasscheibe dem Aufprall auf den Türrahmen standhalten würde. Doch es blieb ruhig. Sie hatte allen Lärm ausgesperrt: das Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter in den Bäumen, das Plätschern des kleinen Springbrunnens neben der Terrasse und ihren Mann mit seinem „Liebling, so war das nicht gemeint.“ In ihrem Inneren tobte ein tosender Orkan. Beschissener konnte dieser Sommer nicht beginnen.

 

 

***

 

Gut, im ersten Teil hat es bei Gaby noch nicht so mit der guten Laune im Sommer geklappt. Also eine neue Chance in

Lektion 2

Kleine Fluchten – große Freiheit

Ein Hoch auf den Sommer und seine Möglichkeiten. Wie schreiben wir leicht?

 

Aufgabe: Etwas leichtes beschreiben

 

Gaby strecke sich, um die Kunstmappe von ihrem Kleiderschrank herunterzuholen. Staubflusen tanzten um sie herum. Sie drehte den Kopf, um nicht noch mehr Staub aufzuwirbeln, während sie mehrmals nieste. Dann zog sie die roten Schleifenbänder auseinander und öffnete den Pappdeckel. Sachte hob sie das oberste Bild heraus.

Mit leichtem Pinselstrich hatte die Künstlerin die Farben aufgetragen. Dabei musste sie viel Wasser verwendet haben, denn das dunkle Blau des Sees im Vordergrund verblasste sehr schnell, wechselte von Hellblau und Rosa über ein zartes Zitronengelb bis hin zu einem rötlichen Abendhimmel. Die Sonne stand als weißer Fleck gerade noch über dem Horizont. Von der schmalen Landzunge, die sich in den See streckte, hatte der hereinbrechende Abend nur noch vage Konturen zurückgelassen. Vorn im Bild drängten sich Schilfrohre dicht aneinander. Das Licht der untergehenden Sonne tauchte die Halme in rötlich-braune Töne. Im Schutz des Schilfs lag ein kleines Holzboot. Ein altes Seil verband es mit einem windschiefen Holzpfeiler, der aus dem Wasser ragte. Gedankenverloren fuhr Gaby mit ihrem Finger über die Konturen des blauen Bootes. Sein Rumpf verschwamm mit der Linie des Wassers und setzte sich doch klar gegen den Abendhimmel ab. Auf einem Sitzbrett spiegelte sich das letzte Tageslicht. Wie tief wohl das Wasser an dieser Stelle war? Konnte man einfach zu Fuß hineinwaten, um zu dem Boot zu gelangen? Würden zwei Ruder im Bootsrumpf bereitliegen? Oder hatte sich altes Brackwasser darin gesammelt und machte eine Fahrt unmöglich? Immer stärker fühlte sie sich in die Szene hineingezogen. Sie spürte die leichte Abendbrise auf ihrer Haut, die trägen Wellen des Sees umschmeichelten ihre Waden, während sie den Holzpfeiler berührte, um das Boot loszubinden. Das Bild, das sie eben noch in ihren Händen gehalten hatte, segelte in seinen ganz eigenen Wellenbewegungen auf den Parkettboden. Gaby bückte sich und hob es auf. Auf der Rückseite hatte die Künstlerin vermerkt „Sommerabend am See“. Was für eine Verheißung, am Ende eines Tages in diese Szenerie einzutauchen. Losgelöst von allem, was einen an den Alltag kettete, auf den See hinaus zu rudern. Gaby hob den Blick und betrachte sich im Spiegel des Kleiderschranks. Ihre Haare kräuselten sich feucht im Nacken. Das Shirt mit dem Werbeaufdruck ihres Blumenladens hatte im Laufe des Tages einige Flecke abbekommen, ebenso wie die dreiviertellange Jeans. Vielleicht war ein Sommerabend an einem See genau das, was sie brauchte, um sich wieder frei, leicht und – ja, auch jung - zu fühlen. Behutsam legte sie das Aquarell auf ihr Bett. Dann öffnete sie ihren Kleiderschrank und nahm das türkise Sommerkleid heraus. Sie mochte es, weil der weiche Chiffonstoff ihren Körper so sanft umspielte. Auf dem Weg in die Dusche drehte Gaby sich noch einmal um. Die Farbe des Kleids passte bestimmt wunderbar zu dem See, wenn das Sonnenlicht auf beiden glitzerte. Sie würde es herausfinden. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

 

 

***

 

Aufgabe: eine leicht anmutende Landschaft

 

Die Autobahn hatte sie schon vor einer Weile hinter sich gelassen. Nun folgte Gaby der Anweisung ihrer Navigation und ordnete sich auf der Abfahrtspur der vierspurigen Schnellstraße ein. Hier auf der Landstraße konnte sie gemütlicher fahren. Mühsam unterdrückte sie ein Gähnen. Das frühe Aufstehen und die stundenlange Fahrerei ermüdeten sie. Mit der rechten Hand fischte sie in der Mittelkonsole einen Traubenzucker-Bonbon aus der Tüte und steckte ihn in den Mund. Dann legte sie beide Hände wieder an das Lenkrad. Die Chaussee war zwar gut ausgebaut, aber doch kurvig. Die hundert Jahre alten Bäumen verbannten das gleißende Licht der Julisonne. Gleichzeitig tanzten im Rhythmus von Schatten und Licht die Baumstämme wie ein Gitter durch das Auto. Rechts und links der Fahrbahn dehnten sich riesige Getreidefelder. Die Halme hatten sich an einigen Stellen den Unbilden des Wetters ergeben und lagen in großen Kreisen flach auf dem Boden. Feldmäuse und andere Tiere würde es freuen. Gaby bremste ab, als vor ihr ein Traktor auftauchte. Mit langsamem Tempo tuckerte der Bauer über die Straße. An Überholen war nicht zu denken. Sie schaltete zwei Gänge zurück. Hinter der dritten Kurve war die Sicht gut genug und Gaby zog ihren Wagen auf die linke Fahrspur. Wie klein sie sich neben den hohen Rädern des Treckers vorkam. Was für eine herrliche Übersicht der Bauer von dem Fahrersitz haben musste. Dazu diese völlige Entschleunigung. Einen Moment sehnte sich Gaby danach, mit dem älteren Mann Strohhut, Latzhose und Steuer zu tauschen. Eher keine gute Idee. Stattdessen scherte sie wieder auf die rechte Fahrspur ein, reduzierte das Tempo und ließ die Seitenfenster hinunter. Ein warmer Sommerwind spielte sofort mit ihren Haaren. Die Luft kam ihr um vieles klarer und reiner vor als zuhause. Rauchende Schornsteine oder Großbetriebe der Schwerindustrie waren hier weit und breit nicht zu sehen. Stattdessen Landschaft, nichts als Felder, dazwischen Waldstücke und immer wieder kleine Seen. Zwei Reiher schauten ihr am Straßenrand entgegen und verschwanden im Rückspiegel, ohne sich zu bewegen. Zahlreiche Fliegen hatten ihr Leben auf der Windschutzscheibe eingebüßt. Eine Meise mit waghalsiger Flugbahn kriegte noch rechtzeitig die Kurve. Gaby suchte einen neuen Radiosender und blieb bei den Klängen von Gershwins Summertime hängen. Leise sang sie mit: „Summertime, and the livin´ is easy …” Sie legte ihren Arm auf dem Fensterrahmen ab und lauschte der Sängerin. „One of these mornings, you’re going to rise up singing. Then you´ll spread your wings and you will fly to the sky.” Was für eine Verheißung. Jetzt war es später Nachmittag und am Himmel kreisten lediglich zwei Greifvögel. Gaby streckte ihren Arm aus dem Fenster. Ein warmer Wind blies über ihre Haut. Morgen war ein neuer Tag. Laut pflichtete sie der Sängerin bei: „Summertime, and the livin´ is easy.“ Dann unterbrach die Stimme aus dem Navigationsgerät ihren Höhenflug und forderte sie auf, in hundert Metern rechts abzubiegen. Ein Kirchturm und Hausdächer tauchten hinter gelben Getreideähren und grünen Maisfeldern auf. Gaby setzte den Blinker und summte die letzten Töne des Liedes mit.

 

***

 

Aufgabe: Ein Ort der Leichtigkeit ermöglicht

 

‚Bin gut angekommen. Die kleine Pension liegt mitten im Ort. Alles okay bei euch? LG Gaby/Mama´ Gaby wählte auf ihrem Smartphone noch einen Smiley mit Kuss-Herz aus und schickte die Kurznachricht in die Familiengruppe. Nach der langen Autofahrt musste sie sich unbedingt noch ein wenig die Beine vertreten. Sie tauschte Bluse und die Dreiviertelhose gegen ihr türkises Sommerkleid und verließ kurz darauf die Pension. Die Hitze des Tages staute sich noch in den schmalen Straßen. Es war eine weise Entscheidung gewesen, die flachen Sandalen anzuziehen, denn das Kopfsteinpflaster auf dem Gehweg war recht uneben. Gaby gefielen die rot verklinkerten Häuser mit den weißen Sprossenfenstern. Sie ging an einem Spalier von Sonnenblumen vorbei, die über einen Gartenzaun lugten, dicht umworben von Bienen und Schmetterlingen. Eine Frau mit einer Gießkanne grüßte zu ihr herüber und Gaby lächelte zurück. Vom Kirchturm kündigte eine Glocke den Feierabend an, achtzehn Uhr. Ein junges Pärchen bog Arm in Arm um die Ecke. Jeder der Beiden hatte eine Eiswaffel in der Hand, von der sie gegenseitig probierten. Gaby bummelte zum Marktplatz. Es war nicht gerade der Nabel der Welt, doch das Ortszentrum wirkte gemütlich. Erleichtert stellte sie fest, dass man auf neumodische Bausünden verzichtet hatte. Den Mittelpunkt des Platzes zierte ein Brunnen. Mehrere Kinder umrundeten ihn mit ihren Fahrrädern und Waveboards, andere saßen auf seiner Steinmauer und schleckten an einem Eis oder tauchten die Hände ins Wasser. Nun entdeckte Gaby auch die kleine Eisdiele. Alle Tische und Stühle davor waren belegt. Vor der Theke standen Kunden, die auf ihr Eis-to-go warteten. Wahrscheinlich war das Eis gut – oder es gab keine Alternative. Gaby stellte sich ebenfalls an. Die umliegenden Geschäfte schlossen gerade, bei der Metzgerei und dem kleinen Lottogeschäft wurden bereits die Werbeaufsteller reingeholt. Eine Frau verließ die Bäckerei und schloss hinter sich die Tür ab. Im Winter wurden um diese Zeit wahrscheinlich die Bürgersteige hochgeklappt, doch an diesem warmen Sommerabend war der Platz voller Müßiggänger. Gaby setzte sich mit ihrem Eis auf den Brunnenrand, um dem Treiben in Ruhe zu zusehen. Wann hatte sie das letzte Mal so viel Zeit und Muße gehabt, um einfach nur dazusitzen? Es musste irgendwann vor der Übernahme des Blumenladens gewesen sein. Sie schleckte an ihrem Eis. Die kühle Masse schmolz auf ihrer Zunge und entfalte den fruchtigen Geschmack der Mango. Köstlich. Endlich Urlaub. So ganz allein fühlte sich das zwar merkwürdig an, aber sie war fest entschlossen, sich nicht von Heimweh oder Sehnsucht nach ihrer Familie unterkriegen zu lassen. Sophia war schließlich auch leichten Herzens und voller Vorfreude zum Campingurlaub nach Frankreich aufgebrochen. Was ihre Tochter konnte, konnte sie schon lange. Oder hatte sie diese Sorglosigkeit bereits verlernt?

 

Aufgabe: Die Protagonistin an diesem Ort in einer leichten Situation

 

Ein schwarzes Ungetüm riss Gaby jäh aus ihren Gedanken. Der Hund sprang direkt neben ihr in den Brunnen. Sein wedelnder Schwanz fegte ihr Eis auf den Boden. Wasser stob in alle Richtungen. Mit einem kurzen Schrei sprang sie auf, doch sie war bereits nass bis auf die Haut. Neben ihr johlten einige Kinder vor Vergnügen, dankbar für die Erfrischung. Ein Mann in Shorts und Badeschlappen rannte über den Platz. „Benno, komm her! Benno, bei Fuß!“ Tatsächlich gehorchte Benno. Der Hund sprang ebenso behände wie vorher nun aus dem Brunnen heraus, gefolgt von seiner Hundeleine. Das Tier blieb kurz stehen, um das Wasser aus seinem nassen Fell zu schütteln. Gaby hielt die Luft an, unfähig, auf diese zweite Dusche zu reagieren.

„Oh mein Gott, es tut mir so leid.“ Der Hundebesitzer kam vor ihr zum Stehen. Hilflos hob er seine Arme und ließ sie dann wieder fallen. „Bitte entschuldigen Sie.“ Zerknirscht betrachtete er ihr Kleid.  

„Ich dachte, Leinenzwang bedeutet, dass man die Hundeleine auch in der Hand hält“, erwiderte Gaby sarkastisch.

„Da haben Sie völlig Recht. Wie kann ich das wieder gut machen? Darf ich Ihnen mein Hemd anbieten?“ Er begann tatsächlich, die Knöpfe seines Leinenhemds zu öffnen.

„Nicht nötig“, wehrte sie ab. „Es ist ja nicht wirklich was passiert.“ Gaby zog ihr nasses Kleid von ihrem Körper weg und drehte sich in die Sonne. „Das trocknet wieder.“ Ihr Erkundungsgang war jedenfalls schneller beendet, als sie es vorgehabt hatte.

Der Mann gab so schnell nicht auf. „Darf ich Sie wenigstens zu einem Eis einladen?“

„Nein, danke. Ich hatte schon ein Eis“, erwiderte sie und schaute auf die zerbrochene Waffel und den orangenen Klecks Mangoeis, über den sich nun sein Hund hermachte.

„Benno, aus! Aus! Ach, das Tier hört überhaupt nicht auf mich. Ich habe mich von meiner Schwester breitschlagen lassen, heute auf Benno aufzupassen. Aber wie Sie sehen, klappt das nur sehr bedingt.“ Immerhin bückte er sich, um die Leine aufzuheben. „Tun Sie mir einen Gefallen?“, bat er.

Noch bevor sie geantwortet hatte, drückte er die Hundeleine in ihre Hand und drehte sich um. Gaby öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Seine Unverfrorenheit machte sie sprachlos. Benno war es völlig egal, wer seine Leine hielt. Er genoss sein kühles Leckerli. Sein Hundesitter verschwand bereits in der Eisdiele. Am besten wäre es, die Leine einfach fallen zu lassen und zu gehen. Gaby taxierte den Platz auf der Suche nach dem schnellsten Fluchtweg. Instinktiv hob Benno den Kopf. Sein leises Jaulen und die dunklen Augen waren herzerweichend. Mehrere Augenpaare schauten zu ihnen herüber. Gaby spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. Unauffällig legte sie die Hundeleine auf den Brunnenrand. Sie war gerade zwei Schritte gegangen, als der Hundebesitzer aus der Eisdiele kam. Er balancierte ein Tablett mit einem Sektkühler und zwei Gläsern in seinen Händen. Über seinem Arm hing ein Frotteehandtuch.

„Bitte verlassen Sie mich nicht, bevor ich mich angemessen bei Ihnen entschuldigen konnte“, bat er. Sein Lächeln war entwaffnend. „Lassen Sie uns diesen verkorksten Hundespaziergang bitte gemeinsam zu einem guten Ende bringen oder noch besser: zu einem wunderbaren Anfang.“

Gaby spürte, wie ihr, trotz des inzwischen kühlen Kleides auf der Haut, warm wurde. Wahrscheinlich glühte sie wie eine rote Tomate. Es war lange her, dass jemand so offensichtlich mit ihr geflirtet hatte. Noch dazu jemand, der locker zehn Jahre jünger war als sie. Der Unbekannte hatte inzwischen das Tablett auf dem Brunnenrand abgestellt und reichte ihr das Handtuch. „Ich dachte, Sie möchten sich vielleicht ein wenig abtrocknen.“

Dankbar nahm Gaby das Handtuch an und tupfte Schweißperlen und Wassertropfen von Gesicht, Armen und Dekolletee. Neben ihr sprang mit einem verheißungsvollen Geräusch der Korken aus einer Sektflasche. Die Gläser beschlugen, sobald die perlende Flüssigkeit hineinfloss. Gaby spürte ein wohliges Prickeln in ihrer Magengegend.

„Bitte sehr.“ Der Mann reichte ihr ein Glas. „Ich heiße übrigens Konstantin.“

Sein Lächeln umspielte Mund und Augen. Alles in allem ist er überhaupt nicht mein Typ, stellte Gaby im Stillen fest. Zu jung, zu lässig, zu unverschämt. Sie nahm das Glas aus seiner Hand und ließ es an seins stoßen. „Gaby“, sagte sie und lächelte zurück.

 

***

 

Aufgabe: Ein leichter Dialog

 

Wenn sie nicht gleich etwas zu essen bekam, würde sie spätestens in einer halben Stunde betrunken neben Benno unter dem Tisch liegen. Gaby fächelte sich mit der Speisekarte von Manuels Bistro frische Luft zu. Der Rotkäppchen Sekt am Brunnen war ihr mächtig zu Kopf gestiegen. Ihre letzte vernünftige Mahlzeit war das Frühstück vor über zwölf Stunden gewesen. Die Kugel Eis konnte man kaum zählen, denn die hatte sich zum größten Teil Benno einverleibt. Konstantin hingegen schien der Alkohol überhaupt nichts auszumachen. Völlig selbstverständlich war er zum Du übergegangen, obwohl sie sich genau genommen erst seit anderthalb Stunden kannten.

Die Kellnerin kam auf die Terrasse und brachte statt der erhofften Pizza eine Karaffe Rotwein. Während Konstantin ihr zuprostete und trank, nippte Gaby sicherheitshalber nur an ihrem Glas. Ihr Gegenüber war nicht nur charmant, sondern auf eine angenehme Weise gesprächig. Eine Eigenschaft, die ihm sicher in seinem Beruf zugutekam. Gaby hatte bereits erfahren, dass der Vierunddreißigjährige als Immobilienmakler in Berlin arbeitete. Aktuell besuchte er für ein paar Tage seine Schwester.

„Ist dir der Umzug nach Berlin nicht schwergefallen? Ich meine, du hast immerhin deine Kindheit und Jugend hier verbracht“, wollte Gaby wissen.

Er lachte kurz auf. „Nein, keineswegs. Das Leben auf dem Land ist ja ganz nett von Zeit zu Zeit. Aber wenn man nicht gerade als Busfahrer oder Landwirt arbeitet, sind die Jobs hier draußen nicht gerade üppig. Von dem Entertainment ganz zu schweigen.“

„Du meinst Bars, Kneipen, Diskos?“

„Nicht nur. Konzerte, Ausstellungen, Fitnessclubs, egal was. Auf dem Land musst du immer erst ins Auto steigen. In Berlin erledige ich das meiste mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Da meine Schwester und meine Eltern hier leben, komme ich oft genug her, um gesunde Landluft zu tanken und selten genug, um nicht zu vereinsamen. Und du? Was hat dich hierher verschlagen? Der langersehnte Urlaub?“

Gaby strich ihre Haare hinter das Ohr. „Ich wollte mir mal die Gegend ansehen.“

„Willst du herziehen? Ich kann dir behilflich sein, eine Wohnung oder ein Haus zu finden.“

„Nein, danke.“ Sie lachte. Ihr Handy vibrierte und zeigte den Eingang einer Nachricht an. Sie drehte das Display auf die Unterseite.

„Du siehst jedenfalls nicht unglücklich aus“, stellte er fest.

Erstaunt hob sie die Augenbrauen. „Warum sollte ich unglücklich sein?“

„Das sollst du überhaupt nicht. Ich denke nur, du bist eher nicht beruflich hier, sondern im Urlaub. Du trägst einen Ehering, reist aber allein. Dein Handy vibriert schon das vierte Mal, aber du gehst nicht ran. Dabei ist es doch schön, wenn man vermisst wird. Ich versuche zu ergründen, wer du bist und was dich umtreibt.“

Gaby lachte verlegen. Der Typ war ein genauer Beobachter und hartnäckig obendrein. Irgendwie gefiel ihr das. Die Kellnerin servierte die Pizza und enthob sie damit einer Antwort. Als ihr Handy erneut vibrierte, nahm sie es in die Hand. Ihr Mann wollte wissen, wie es ihr gehe. Gaby tippte eine Kurznachricht in die Familiengruppe: `Esse gerade. Melde mich später.´ Eine Weile aßen beide schweigend ihre Pizza, bis Benno aufwachte und mit treuen Augen seinen Anteil forderte.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, nahm Konstantin das Gespräch wieder auf. „Was treibt dich hierher?“

Gaby spülte mit einem Schluck Wein den letzten Bissen Pizza hinunter. „Also gut. Ich suche ein Boot.“

„Ein Boot?“ Interessiert schaute er sie an. „Irgendein Boot? Oder ein bestimmtes? Zum Kaufen oder zum Mieten? Mit Motor oder zum Segeln?“

„Bist du etwa auch Bootsmakler?“, fragte sie lachend.

„Nein, aber ich kenne eine Menge Leute hier in der Gegend. Vielleicht kann ich dir behilflich sein, das passende Boot zu finden.“

Gaby strich über ihr Smartphone und drehte es schließlich zu ihm um. „Ich suche genau dieses Boot.“

„Das ist ein Gemälde“, stellte er überrascht fest.

„Genau, ein Aquarell.“

„Wer hat es gemalt?“

„Eine Cousine meiner Mutter.“

Konstantin nahm das Handy und vergrößerte den Bildausschnitt mit zwei Fingern. Dann verschob er ihn in verschiedene Richtungen. „Es ist nicht signiert. Aber vom Stil her würde ich sagen, es könnte von der roten Lissi sein.“

„Die rote Lissi? Du meinst eine linientreue Kommunistin?“ Das wäre das Letzte, womit sie die alte Lisbeth in Verbindung gebracht hätte.

Konstantin legte das Handy wieder auf den Tisch. „Nein, Lissi war nicht politisch. Sie wohnte etwas außerhalb in einem alten Holzhäuschen. Bis vor einigen Jahren hat sie immer mal wieder Ausstellungen organisiert. Eine Zeitlang hatte sie sich den Mohnblumen verschrieben. In der kreativen Schaffensphase ist sie dann mit einem bekleckerten Kittel und Farbspritzern auf Armen und Gesicht durchs Dorf gelaufen. Alles rot natürlich. Das hat ihr den Spitznamen ‚rote Lissi‘ eingebracht.“

Gaby versuchte, sich die alte Frau bildlich vorzustellen, doch es fiel ihr schwer. Zu lange hatten sie sich nicht gesehen.

„Die rote Lissi ist allerdings verstorben“, fügte Konstantin hinzu.

„Ich weiß“, antwortete Gaby und steckte ihr Handy wieder ein. „Trotzdem oder gerade deswegen möchte ich das blaue Ruderboot finden.“

„Das sollte nicht schwer sein.“ Konstantin hob sein Weinglas und prostete ihr zu. „Ich kann dich zu dem See bringen. Wenn du magst, jetzt gleich.“

Gaby schaute ihn verdutzt an. Die Dämmerung brach allmählich herein. Mit Konstantin allein an einem See? Auf der Suche nach einem imaginären Ruderboot, das vielleicht schon längst verrottet war? Ein Schauer lief über ihren Rücken. Ihr Handy vibrierte erneut. Auch Ralf wartete auf ihre Nachricht. Sie griff nach ihrem Glas und trank einen großen Schluck Wein. Was sollte sie den beiden Männern antworten?

 

 

***

 

Lektion 3

Sommer, Sonne, Strand? Drei Fragezeichen zum Glück

Drei Aufgaben zur Auswahl:

1.     Eine Mesalliance für einen Sommer

2.     Ein kurzer Sommerkrimi

3.     Eine Sommerliebe zu dritt

 

(Ich nehme mir fest vor, keinen Krimi zu schreiben!)

 

Gaby lenkte ihr Auto von der Landstraße in den kleinen Schotterweg. Die Bäckereiverkäuferin hatte Recht gehabt, man musste höllisch aufpassen, um die Abzweigung nicht zu verpassen. Durch das offene Fenster strömte kühle Morgenluft über die nackte Haut ihres Arms. Es war nicht die Uhrzeit, zu der Gaby normalerweise im Urlaub unterwegs war. Aber dies war ja auch kein normaler Urlaub. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan. Der viele Alkohol und Konstantin hatten sie am Schlafen gehindert. Der Gedanke an den charmanten jungen Mann ließ die Härchen auf ihrem Arm vibrieren. Seit Stunden quälte sie die Frage, ob es dumm oder vernünftig gewesen war, Konstantin vor ihrer Pension zu verabschieden. Er hatte sich sichtlich mehr erhofft. Obwohl ihr Kopf von Sekt und Rotwein ziemlich umnebelt gewesen war, hatte sie geistesgegenwärtig Benny vorgeschoben: Hunde hätten keinen Zutritt zu der Pension. Konstantin hatte gelacht und gesagt, das solle sie nur ihm überlassen. Doch Gaby hatte ihn auf den nächsten Tag vertröstet. Schließlich wolle sie das Boot bei Tageslicht sehen. Letztendlich hatten sie sich für nachmittags am Brunnen verabredet. Mit dem Erfolg, dass Gaby sich die nächsten Stunden in ihrem Bett gewälzt hatte, während abwechselnd Ralf und Konstantin durch ihren Kopf spukten. Um halb sechs war sie aufgestanden, hatte sich bei der Bäckersfrau Brötchen und Kaffee besorgt sowie eine genaue Wegbeschreibung zum Haus der roten Lissi.

Zu beiden Seiten des schmalen Fahrweges zwitscherten Vögel in Hecken und Gestrüpp, als wollten sie das Auto ausschimpfen, das ihre morgendlichen Rituale unterbrach. Im Stillen entschuldigte sich Gaby für ihr Stören. Natürlich hätte sie auch bis zum Nachmittag warten können, um das Anwesen der Malerin gemeinsam mit Konstantin zu besuchen. Doch sie hatte spontan beschlossen, besser allein an den See zu fahren. Sie wollte ihr Eindringen in das Leben ihrer Tante nicht mit einem Fremden teilen. Denn letzten Endes war sie ein Eindringling. Jahrelang hatte sie sich für die schrullige Alte nicht interessiert. Kaum flatterte ein Brief vom Nachlassgericht ins Haus, wurde sie sentimental, kramte ein altes Gemälde heraus und fuhr hunderte Kilometer mit dem Auto, um ein altes Ruderboot zu finden. Gaby schüttelte über sich selbst den Kopf. Ein Jogger kam ihr entgegen und zwang sie, auf den Seitenstreifen auszuweichen. Auch er starrte sie an, als habe sie hier nichts zu suchen. Gaby hob die Hand zum Gruß und fuhr an ihm vorbei. Am Feldrand stand ein Hochsitz. Ein Sonnenstrahl reflektierte auf einem Stück Metall und Gaby sah einen Jäger mit einem Fernglas dort oben ausharren. Selbst als sie um die nächste Kurve bog, wurde sie das Gefühl nicht los, dass sich sein Blick durch ihren Rücksitz bohrte.

Kurz darauf endete der Fahrweg vor einem halb verfallenen Zaun. Brombeerranken, überhängende Zweige von Büschen, die lange niemand mehr geschnitten hatte, sowie Disteln drückten die Zaunlatten nach vorn. Gaby parkte und stieg aus. Das Gartentor hatte jemand achtlos auf die Wiese geworfen. Meterhohe Gräser und Wildblumen waren ein Eldorado für Bienen und Schmetterlinge. Die Natur hatte sich den schmalen Plattenweg längst zurückerobert. Trotzdem war das Grundstück nicht so verlassen, wie es aussah. Irgendjemand hatte einen schmalen Pfad niedergetreten, der hinter einigen Apfelbäumen verschwand. Gaby streifte ihre Handtasche über die Schulter und betrat neugierig den Garten. Das Gelände war leicht abschüssig und wurde an drei Seiten von Bäumen und Sträuchern begrenzt. Weiter vorn ging die Wiese in einen breiten Streifen Schilfrohr über. Dazwischen glitzerte das Wasser des Sees. Was für eine Idylle. Gaby nahm ihr Handy aus der Tasche und machte einige Aufnahmen. Erst jetzt nahm sie die leuchtend roten Mohnblumen wahr, die überall blühten. Sie hatten ihrer Tante den Spitznamen ‚rote Lissi‘ eingebracht. Gabys Botaniker-Herz schlug höher. Mit ein paar korrigierenden Maßnahmen konnte man aus diesem Wildwuchs das reinste Paradies schaffen. Die Stille war unglaublich: kein Autolärm, kein Flugzeug. Nichts, außer Vogelgezwitscher und dem Summen der Insekten. Nachdem sie die Apfelbäume umrundet hatte, entdeckte sie das kleine Haus. Etwas gedrungen schmiegte der Steinbau sich unter zwei Tannen. Die Dachziegel waren von Moos und Tannennadeln fast völlig bedeckt. Fensterläden hingen windschief an den Haken, manche waren bei einem Sturm aufgeschlagen worden, andere verbargen die blindgewordenen Fensterscheiben. Über die Vorderseite des Hauses erstreckte sich eine Veranda, von der man mit Sicherheit einen traumhaften Blick auf den See hatte. Als Gaby den Fuß auf die erste Stufe der Veranda setzte, hielt sie inne. Wenn ihre Sinne sie nicht täuschten, sprach jemand im Haus. Unentschlossen blieb sie stehen. Sollte sie rufen? Auf sich aufmerksam machen? Es war schließlich ziemlich unhöflich von ihr, um diese Uhrzeit unangemeldet hierher zu kommen. Andererseits hatte auch niemand anderes das Recht, hier zu sein. Im Haus bellte ein Hund. Die Lautstärke ließ Gaby erschauern. Das war mit Sicherheit kein kleiner Schoßhund. Sachte nahm sie ihren Fuß von der Treppenstufe. Also doch besser rufen und auf sich aufmerksam machen? Drinnen schrie ein Mann: „Sorg dafür, dass dieser blöde Kötter aufhört zu bellen! Sonst haben wir noch die Polizei am Hals, bevor der Kurier da war.“ Jemand antwortete: „Aus, Benny. Aus!“ Diese Stimme jagte Gaby eine Gänsehaut über den Körper. Konstantin! „Entspann dich, hier draußen hört uns kein Mensch.“ „Das hast du beim ersten Mal auch behauptet und dann tauchte die alte Malerin plötzlich auf“, brummte der Andere. „Krieg dich wieder ein. Das Problem mit der Alten habe ich gelöst, oder nicht?“, fragte Konstantin. „In zwei Stunden sind wir hier fertig und dann kümmere ich mich um die Nichte. Ich habe alles im Griff.“ Ein hämisches Lachen drang nach draußen. „Das will ich für dich hoffen“, sagte der Mann und klang keineswegs überzeugt. „Der Hund muss mal pinkeln. Ich bin gleich wieder da“, erwiderte Konstantin.

Hastig sah Gaby sich um. Die beiden Tannen waren ihre einzige Möglichkeit, sich zu verstecken. Kaum hatte sie den ersten rettenden Baum zwischen sich und die Hausecke gebracht, schoss Benny auf sie zu. Mit lautem Gebell baute ihre Hundebekanntschaft vom Vortag sich vor ihr auf. Sein rotes Halsband und die silberne Hundemarke funkelten im Sonnenlicht. Gaby presste ihren Körper an den Baumstamm. Auf ihren nackten Armen spürte sie den klebrigen Harz des alten Baums. Mit fest zusammengebissenen Zähnen starrte sie den Hund an, der ihren Blick schwanzwedelnd erwiderte. Ein Pfiff schallte zu ihnen herüber. „Lass die Eichhörnchen in Ruhe, Benny. Bei Fuß!“  Einige Äste knackten hinter ihr. Konstantin kam näher. Was hatte er auf dem Grundstück ihrer Tante zu suchen? Auf was für einen Kurier warteten die beiden Männer? Und vor allem, was würde passieren, wenn Konstantin sie entdeckte? Benny ging zwei Schritte auf Gaby zu, dann hob er sein Hinterbein, pinkelte an den Baum und trollte sich. „Braver Hund“, lobte Konstantin das Tier. Gaby wagte nicht, sich zu bewegen. Notgedrungen ließ sie die Spritzer warmen Hundeurin an ihrer Wade hinunterlaufen. Das Knarren der Holzstufe verriet ihr, dass die beiden wieder ins Haus zurückgekehrt waren. Gabys Muskeln entspannten sich. Am besten, sie rannte in der Deckung der Bäume zu ihrem Auto zurück. Einsteigen, Türen verriegeln und abfahren, so schnell wie möglich. Was immer hier gespielt wurde, es war für sie allein eine Nummer zu groß.

Leise verließ sie die Deckung der Baumstämme. Jeden ihrer Schritte setzte sie mit Bedacht. Kein knackender Zweig unter ihren Füßen sollte die Aufmerksamkeit von Benny oder den beiden Männern erregen. Sie hatte bereits die Apfelbäume erreicht, als in ihrer Handtasche eine Melodie erklang. „Idiotin!“, schalt sie sich selbst. Sie hatte ihr Handy nicht auf stumm geschaltet. Aber woher hätte sie auch wissen sollen, dass sie in eine solche Situation geraten würde? Gaby trat die Flucht nach vorn an und sprintete in Richtung Straße. Hinter sich hörte sie erneut den Hund bellen. Sie schoss durch die Toröffnung und blieb abrupt stehen. An ihrem Auto lehnte Konstantin. Lässig schlug er die Hundeleine in seine linke Hand. Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er sagte: „Schade, dass du nicht mit mir zusammen hier raus gefahren bist. Es hätte uns beiden viel Ärger erspart.“

Keuchend schnappte Gaby nach Luft. Schweiß rann über ihren Rücken. Hinter ihr rief eine Männerstimme vom Garten: „Was ist denn los?“

Konstantin zerrte sie zur Seite und raunte ihr zu: „Schalt das scheiß Handy aus!“ Dann ging er in Richtung Gartentor. „Sorry, hab vergessen mein Smartphone auszuschalten.“ „Lügner!“, schimpfte der andere Mann. „Dein Handy liegt drinnen auf dem Tisch.“ Dann trat er aus dem Garten. „Wer ist das denn?“ Sein Blick schweifte zwischen Gaby und Konstantin hin und her. Geräuschvoll spuckte er auf den Boden. Der Kerl war recht jung. Mehrere Tattoos schmückten seine Arme und Waden. Die Haare trug er kurz geschoren. Mit Shorts, T-Shirt und Flipflops hätte er an einen Strand gepasst oder in eine Shisha-Bar in der Fußgängerzone. Ein Grinsen spielte um seine Lippen. „Sieht so aus, als ob wir heute noch `ne Runde Extra-Spaß kriegen. Los, nimm sie mit ins Haus.“

Gaby erwachte aus ihrer Erstarrung. „Ich gehe nirgendwo hin!“ Sie wühlte in ihrer Handtasche. Endlich erwischte sie den Autoschlüssel. Mit einem dumpfen Ton öffnete sich die Zentralverriegelung. Wie auf Kommando stürzten beide Männer auf sie zu. Der Tätowierte entriss ihr die Handtasche, während Konstantin ihren Arm auf den Rücken drehte. Ihr spitzer Schmerzensschrei mischte sich unter den Gesang der Vögel. Gezwungenermaßen folgte sie dem Mann auf das Grundstück. Konstantins warmer Atem streifte ihren Nacken. Niemand sagte ein Wort. Nur Benny tanzte ausgelassen um ihre Beine, als sie die Veranda betraten. „Sperr sie ins Schlafzimmer“, befahl der Mann. „Und fessele sie ordentlich ans Bett, damit sie nicht abhaut.“

„Geht klar.“ Ihr Arm wurde ein Stück höher gedrückt. Gaby schrie auf.

„Stopf ihr das Maul. Die anderen müssen nicht wissen, dass wir ungebetenen Besuch haben.“

Es blieb keine Zeit, den kleinen Wohnraum näher in Augenschein zu nehmen. Gaby wurde sofort in das nächste Zimmer geschoben. Der altmodische Holzschrank und das Bett hatten schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin federte die dicke Matratze den harten Stoß ab, mit dem Gaby auf das Bett geworfen wurde. Wortlos schlang Konstantin die Hundeleine um ihre Handgelenke und den Bettpfosten. Der Tätowierte schmiss ihre Handtasche auf den Boden. Kurz betrachtete er ihr Handy in seiner Hand. Dann pfefferte er es mit Schwung gegen die Wand. Es fiel krachend zu Boden.

Von draußen rief eine Frauenstimme: „Hallo?“

„Sie ist da!“ raunte der Tätowierte. „Sieh zu, dass hier Ruhe ist und dann komm raus.“

Gaby bäumte ihren Körper auf. Sie riss ihren Mund auf. Doch bevor der Hilferuf ihre Kehle verlassen hatte, traf sie Konstantins Faust hart am Kinn. Ihr Kopf flog zur Seite. Ihr Verstand tauchte in ein schwarzes Nichts.

***

Das Bewusstsein kehrte langsam zurück. In ihren Ohren rauschte das Blut. Es dauerte einen Moment, bis die Konturen des fremden Zimmers scharf wurden. Gaby versuchte, mit der Hand an ihr Kinn zu fassen, aber beide Arme ließen sich nur wenige Zentimeter bewegen. Bennys Hundeleine schnürte sich in ihre Handgelenke. Das pelzige Gefühl auf ihrer Zunge rührte von einem Stück Stoff, dass um ihren Kopf gebunden war, und ihren Speichel aufsaugte. Quälender Durst war die Folge. Aber das war ihr geringstes Problem. Sie musste versuchen, sich aus diesen Fesseln zu befreien und ihren Peinigern entkommen. Im Nebenzimmer hörte sie Stimmen. Mit aller Willenskraft zwang sie ihren Körper zur Ruhe und konzentrierte sich auf das Hören. Drei verschiedene Stimmen konnte sie erkennen.

Der Tätowierte war aufgebracht. „Wo ist Franco? Ich mache keine Geschäfte mit Fremden.“

„Franco ist verhindert“, antwortete eine Frau. „Ihr könnt mir vertrauen. Der Chef tut es auch, sonst hätte er mich nicht geschickt.“

„Ich vertraue grundsätzlich niemanden. Warum hat sich Franco nicht bei mir abgemeldet?“

„Weil er keine Gelegenheit mehr dazu hatte. Hast du von dem Toten im Landwehrkanal gelesen?“

„Franko war ein exzellenter Schwimmer. Der ist nie im Leben in so einem dämlichen Kanal ertrunken“, meldete sich Konstantin zu Wort.

Die Frau lachte bitter. „Wenn sie euch eine Kugel in den Kopf jagen, bevor ihr im Wasser landet, schwimmt ihr auch nicht mehr lange an der Oberfläche.“

„Davon stand nichts in der Zeitung“, sagte der Tätowierte. „Wer soll das gewesen sein? Carlos und seine Leute?“

„Man munkelt dieses und jenes. Carlos will expandieren. Die Ostroute ist bald völlig in seiner Hand. Das will der Chef sich nicht gefallen lassen. Von einem Maulwurf ist die Rede. Franko hat ein paar Mal als Bote fungiert. Beim letzten Mal kam er nicht zurück.“

„Scheiß Straßenkampf“, fluchte der Tätowierte. „Franko war kein Verräter.“

„Das habe ich auch nicht gesagt. Euch kann doch hier draußen nicht viel passieren. Haltet euch von Berlin fern, macht euren Job und stellt keine unnötigen Fragen. Können wir jetzt endlich die Ladung von dem Boot holen? Ich will zurück, bevor am Bootsanleger auf der anderen Seite des Sees die ersten Badetouristen auftauchen.“

„Was hast du dabei?“, wollte Konstantin wissen.

„Zwanzig Kilo Heroin, einen Sack Ecstasy und zehn Kilo Kokain.“

„Das wird nicht reichen“, warf Konstantin ein.

„Vertickt das erst mal. Dann gibt es Nachschub.“

„Sehe ich auch so“, pflichtete der Tätowierte der Frau bei.

„Der Straßenverkauf ist ein viel zu großes Risiko. Außerdem haben wir es da andauernd mit Typen wie Carlos oder den arabischen Clans zu tun. Wir müssen größer denken. Internethandel. Das Darknet ist ein unfassbarer Markt. Absolut safe!“

„Bist wohl ein Experte?“, fragte die Frau süffisant.

„Ich habe ein paar Semester Informatik studiert und in meiner wilden Phase mehr Zeit am PC verbracht, als manche Miss Universum vorm Spiegel. Nimm mich mit zum Chef. Ich will ihm meine Idee präsentieren.“

„Ich nehme dich überhaupt nirgends mit hin. Der Chef wird Kontakt mit dir aufnehmen, wenn er das will. Alles klar? Dann laden wir jetzt aus, damit ich verschwinden kann. Was Ihr mit dem Stoff macht, ist eure Sache. Wenn Ihr euch die Füße nicht wund laufen wollt, dann probiert es von mir aus über das Internet. Aber vorher wird ausgeladen.“

Stühle wurden gerückt. Konstantin blieb hartnäckig. „Sag dem Chef, ich will ihn sprechen.“

„Niemand spricht einfach so mit dem Chef.“

„Du sprichst mit dem Chef“, stellte Konstantin fest. „Oder ist der Chef am Ende eine Chefin?“

„Quatsch nicht so viel blödes Zeug“, befahl nun der Tätowierte.

Schritte waren zu hören. Gerade als Gaby sich etwas entspannte, wurde die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet. Sofort schloss sie die Augen und stellte sich schlafend. Durch die Wimpern sah sie Konstantins Statur im Türrahmen. Als er sich umdrehte, nahm sie die Waffe in seinem Hosenbund wahr. Hatte er die gestern oder vorhin auch schon getragen? Sie konnte es nicht sagen. Sobald er die Tür geschlossen hatte, begann Gaby an ihren Handfesseln zu zerren. Sie musste die Zeit nutzen, solange die drei mit dem Ausladen der Drogen beschäftigt waren. Je mehr sie an der Hundeleine zerrte, umso tiefer schnitt diese sich in ihre Handgelenke ein. Schweiß drang aus jeder Pore ihres Körpers. Schließlich änderte sie ihre Strategie. Statt mit beiden Armen gleichzeitig zu ziehen, beschränkte sie sich auf den rechten Arm. Ihre Hand rollte sie so schmal zusammen, dass es schmerzte. Millimeter für Millimeter rutschte das Lederband über ihre feuchte Haut. Als ihre Mittelhandknochen sich schmerzhaft durch die Engstelle quetschten, biss sie fest in den Stoff zwischen ihren Zähnen. Plötzlich ging der Rest von allein. Erleichtert hob sie ihre Hand. Sie bewegte jeden einzelnen Finger und besah sich die roten Striemen. Dann löste sie die festgezurrte Leine und befreite ihre zweite Hand. Endlich konnte sie ihr Gesicht abtasten. Die Schwellung an ihrem Kinn musste beachtlich sein. Der Stoffknoten an ihrem Hinterkopf ließ sich vergleichsweise leicht lösen. Es würgte sie im Hals, als sie sah, dass sie die ganze Zeit auf einen fremden Strumpf gebissen hatte. Vorsichtig setzte sie sich auf. Ihr Kreislauf spielte nicht mit. Das Zimmer begann sich zu drehen. Gaby versuchte, ihren Puls zur Ruhe zu zwingen. Gleichmäßig ließ sie den Atem mehrmals in ihre Lunge ein- und ausströmen. Im Haus war alles still. Sie stellte ihre Füße auf den Holzboden. Als das Zimmer wieder feste Konturen annahm, erhob sie sich endgültig. Der Weg durch die Tür war zwar der schnellste, aber auch der riskanteste. Sie würde aus dem Fenster klettern müssen. So war sie gleich auf der Rückseite des Hauses und konnte im Schutz der Tannen zu ihrem Auto laufen. Gaby blickte sich um. Ihre Handtasche war nirgends zu sehen. An der Stelle, wo Konstantin ihr Handy an die Wand geworfen hatte, lagen lediglich ein paar Glassplitter. Dann musste es eben ohne Auto gehen. Sie erinnerte sich an dem Mann auf dem Hochsitz. Er würde ihr helfen, sie notfalls mit seinem Jagdgewehr gegen die Drogendealer beschützen. Das Fenster klemmte, ließ sich am Ende aber nahezu lautlos öffnen. Gaby schob ihr rechtes Bein über das Fensterbrett, stützte sich mit den Händen in die Höhe und ließ sich nach vorn gleiten, bis ihr Fuß den Boden berührte. Dann zog sie das linke Bein nach. Mühsam unterdrückte sie [HL1] das Zittern in ihrem Körper, als sie unter den Tannen stand. Diesmal lief sie in einem größeren Bogen die Wiese bergauf, um nicht vom See aus gesehen zu werden. Gräser und Mohnblüten streiften ihre Beine. Bienen und allerlei Insekten umschwirrten sie. Das Gartentor war zum Greifen nah, als hinter ihr Benny zu bellen begann. Gaby warf den Kopf zur Seite. Mit ausholenden Sprüngen folgte ihr der Hund. Seine Ohren und sein Fell wehten im Wind. Gaby rannte weiter. Panik ergriff sie. Warum hatte dieses verdammte Grundstück kein Gartentor, dass sie hinter sich zuwerfen konnte?

„Stehen bleiben! Oder ich schieße!“ Der Befehl war eindeutig. Es klang nicht, als ob der Tätowierte lange fackeln würde.

Gaby sackte in sich zusammen. Kraftlos ließ sie sich ins Gras fallen. Ein Weinkrampf schüttelte ihren Körper. Benny leckte ihr Gesicht, während neben ihr jemand ins Gras spuckte. „Scheiße, die muss weg!“ Das war der Tätowierte.

„Ich kümmere mich darum“, versprach Konstantin. „Hol mir ihre Handtasche und die Autoschlüssel.“

„Verdammt, was hast du vor?“

„Wir können ja schlecht ihren Wagen vor der Tür stehen lassen. Früher oder später wird die Polizei danach suchen. Also verschwindet am besten beides auf dem Grund des Sees.“

Mit einem Grunzen schlich der Tätowierte davon. Gaby fühlte den festen Griff von Konstantins Hand an ihrem Arm. Sie wimmerte und flehte, er möge sie in Ruhe lassen. Ihre Zähne klapperten so laut aufeinander, dass sie ihre eigenen Worte selbst nicht verstehen konnte. Ihr ganzes Sehnen kreiste plötzlich um Ralf und Sophia. Die wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Nie mehr konnte sie ihnen sagen, wie sehr sie die beiden liebte.

„Sei still“, raunte Konstantin ihr zu.

Aber das ging nicht. Selbst wenn sie sich unter Kontrolle gehabt hätte. Gaby schluchzte laut auf.

Seine Hand streichelte über ihren Arm. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, da hatte eine Berührung dieses Mannes ihre Fantasie angestachelt und eine Welle der Erregung durch ihren Körper strömen lassen. Nun blieb nur noch Panik und Ekel. Was würde er ihr antun, bevor er sie mit samt ihrem Auto im See versenkte?

Die Stimmung kippte von einer Sekunde zu anderen. „Los, steh auf!“, befahl er und seine Finger umklammerten schmerzhaft ihre Arme. Ihr Körper verweigerte jede koordinierte Bewegung. Gaby hoffte, ihr Herz würde auf der Stelle aufhören zu schlagen und ihr das bevorstehende Martyrium ersparen. Stumm wiederholte sie pausenlos Ralf – Sophia – Ralf – Sophia. Scheinbar mühelos hob Konstantin sie auf. Er warf sie über seine Schulter und trug sie zum Auto. Der andere musste wohl nachgekommen sein, denn mit einem kleinen Klacken wurden die Türen entriegelt. Konstantin öffnete mit einer Hand die Kofferraumhaube. Gaby spürte, wie ihr Kopf an den Einkaufskorb schlug, den sie immer dabeihatte. Ihre Beine wurden hinterher geschoben.

„Hinterlass keine Spuren“, warnte der Tätowierte.

„Ich bin ja nicht blöd“, antwortete Konstantin. Krachend fiel die Kofferraumhaube zu. Gaby versank in der Dunkelheit.

 

***

Der Wagen ruckelte über den Schotterweg. Die Luft im Kofferraum war stickig. Bei jeder Kurve schlug Gabys Körper irgendwo gegen. Mit beiden Armen umschlang sie ihre Knie. Zusammengerollt wie ein Embryo im Mutterleib waren die Dunkelheit und das Brummen des Motors unerträglich. Ihre Tränen sickerten in die kratzige Filzmatte unter ihrer Wange. Ralf liebte Thriller. In einem seiner Actionfilme würde die Hauptdarstellerin sich jetzt heldenhaft befreien. Ließ sich ein Kofferraum eigentlich von innen öffnen? Gaby hatte keine Ahnung. Und was sollte sie dann tun? Sich trotz hohem Tempo auf die Fahrbahn werfen? Sie war keine Stuntfrau, die sich geschickt bis zum Wegrand abrollen und im Zickzack unter Konstantins Kugelhagel durch das hohe Gras davonrennen konnte. Vielleicht ließe sich auch die Rückbank umklappen. Mit dem Überraschungsmoment auf ihrer Seite könnte sie Konstantin das Abschleppseil um den Hals werfen und ihn bei voller Fahrt erwürgen. Nichts davon würde geschehen, denn ihre Nerven ließen ihren Körper unaufhörlich zittern. 

Der Straßenbelag änderte sich. Nun fuhren sie über eine asphaltierte Straße. Fahrzeuge begegneten ihnen. Wohin brachte Konstantin sie? Hatte er nicht gedroht, sie mitsamt ihrem Wagen im See zu versenken? Gab es einen anderen Zugang zum See? Als hätten ihre Gedanken das Unheil heraufbeschworen, wechselten sie wieder auf einen Schotterweg. Nach drei oder vier Kurven blieb das Auto plötzlich stehen. Der Motor wurde abgeschaltet. Konstantin stieg aus. Das Zuschlagen der Fahrertür schoss wie ein Stromschlag durch ihren Körper. Schritte knirschten auf steinigem Untergrund und kamen aus unterschiedlichen Richtungen näher. Ein tiefer Männerbass brummte: „Na, es gab Ärger, habe ich gehört?“

„Kannst du mir mal sagen, wieso Ihr Idioten die Frau durchgelassen habt?“

„Tut mir leid. Max hat die Situation falsch eingeschätzt. Für ihn sah es oben auf dem Hochsitz so aus, als ob eine Joggerin ein bisschen dichter an ihrer Laufstrecke parken wollte. Bis er geschnallt hat, wo die Frau hinfuhr, war es zu spät, um einzugreifen.“

„Das hätte die ganze Aktion gefährden können. Alles für den Arsch, nur weil Ihr nicht aufpasst. Ich fasse es nicht!“ Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, spürte Gaby Konstantins unbändige Wut in jedem seiner Worte.

„Wo ist die Frau jetzt?“

„Hier im Kofferraum. Kümmert euch um sie. Und sorg dafür, dass in den nächsten Tagen in der Zeitung steht, dass ein Auto mit einer Leiche in dem See gefunden wurde. Ist das klar?“ Gaby hätte schreien können. Wie konnte der Kerl nur so kaltherzig über ihre Ermordung sprechen, als gelte es, ein lästiges Insekt loszuwerden? Dazu wollte er auch noch mediale Aufmerksamkeit. In welchen Dimensionen bewegten sich die Drogengeschäfte dieser Bande, dass so viele Leute daran beteiligt waren? Sie presste eine Hand vor ihren Mund, um kein Wort zu verpassen. Ihre Lebensgeister kehrten spürbar zurück. Wenn sie jetzt keine Gelegenheit fand, sich zu befreien, war es zu spät.

Die Bassstimme lachte kurz auf. „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Du kannst dich auf mich verlassen. Bisher läuft es doch sehr gut. Meinst du, du bekommst direkten Kontakt zum Big Boss?“

„Wenn Ihr mir nicht alles versaut, könnte das gelingen. Habt Ihr Benny auf dem Sender?“

„Ja. Aber überprüf bitte sein Halsband. Es rauscht manchmal auf der Tonspur.“

„Okay, mache ich. Ich muss zurück. Und passt bei der Frau auf. Ich will nicht, dass das Gleiche passiert wie bei ihrer Tante.“

„Du meinst, sie ist mit der roten Lissy verwandt? Haben die Weiber in der Familie nichts Besseres zu tun, als uns im Weg rumzustehen?“, fluchte nun der Mann mit der tiefen Stimme.

„Also, pass auf! Verstanden?“ Konstantin klang fast besorgt.

„Verräter!“, flüsterte Gaby verächtlich.

„Die alte Frau war herzkrank. Das konnten wir ja nicht wissen. Es war ein ganz normaler Herzinfarkt“, verteidigte sich der andere Mann.

Die Männer gingen offensichtlich auseinander. Während die einen Schritte sich entfernten, näherten sich die anderen dem Kofferraum. Gaby nahm ihre ganze Kraft zusammen. Koste es was es wolle, sie würde dem Typen sofort an die Gurgel springen. Das Auto schwankte leicht, als sie sich auf die Knie drehte, um sich besser mit ihren Beinen abdrücken zu können. Mit der linken Hand umklammerte sie das Abschleppseil. Der Riegel des Kofferraums schnappte mit einem Knacken auf. Ihre Augen brauchten einen Augenblick, bis sie sich auf das grelle Tageslicht eingestellt hatten. Doch dann sah sie den gerundeten Bierbauch eines mittelgroßen Mannes vor sich. Mit freundlicher Stimme sagte er: „Guten Morgen, junge Frau. Bitte erschrecken Sie nicht. Ihnen wird nichts geschehen.“

Doch Gaby ließ sich nicht täuschen. Sie hatte genug gehört und gesehen. Mit einem Satz sprang sie nach oben. Während sie dem Fremden mit der linken Hand das Abschleppseil ins Gesicht schleuderte, griff sie mit ihrer rechten Hand an seinen Gurt. Ihre Überrumpelungstaktik gab ihr die eine Sekunde Vorsprung, die sie brauchte, um seine Waffe an sich zu bringen. Obwohl Gaby keine Ahnung hatte, wie sie mit dem Teil umgehen musste, richtete sie den Lauf direkt auf den Kopf des Mannes. „Gehen Sie langsam rückwärts. Ich schieße!“

Tatsächlich setzte sich der Mann mit erhobenen Händen rückwärts in Bewegung. „Sie verkennen die Situation völlig. Bitte beruhigen Sie sich. Mein Name ist Hauptkommissar Schneider. Sie sind in Sicherheit bei uns. Bitte legen Sie die Waffe zur Seite und steigen Sie aus dem Kofferraum.“

Der Kerl konnte ihr viel erzählen. Von all diesen Lügengeschichten hatte Gaby die Nase endgültig voll. Wütend schleuderte sie ihm entgegen: „Ich glaube Ihnen kein Wort.“

„Bitte, seien Sie vernünftig. Sie sind in eine äußerst komplexe verdeckte Ermittlung geraten.“

„Ach ja? Und deshalb schlagen mich Ihre Leute zusammen? Sperren mich in den Kofferraum und vereinbaren, mich mitsamt meinem Auto in diesem unsäglichen Weiher zu ertränken? Das nennen Sie Sicherheit? Ich scheiß auf Ihre Sicherheit!“ Die Wut tat gut. Ihr Überlebensinstinkt regte sich, und das Adrenalin in ihrem Körper brachte Kraft und Mut zurück.

„Der Kollege musste sie außer Gefecht setzen, sonst hätten es die anderen getan. Glauben Sie mir, er hat das nicht gern getan. Aber es war der einzige Weg, um Sie unbeschadet da rauszubekommen.“

Gaby nahm in ihrem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Hastig warf sie ihren Kopf zur Seite. Drei Männer näherten sich von rechts. Schwarze Kleidung, dick gepolsterte Westen und die Helme auf ihren Köpfen verbargen jedes menschliche Merkmal. Mit einer überwachen Aufmerksamkeit registrierte Gaby die Gewehre in ihren Händen. Jeder der drei Gewehrläufe war auf sie gerichtet.

„Alles gut!“, beschwichtigte der Dickbäuchige. Gleichzeitig hob und senkte er seine Arme in einer beruhigenden Geste zu beiden Seiten. Doch Gaby war alles andere als ruhig. Auf der linken Seite entdeckte sie die gleiche Formation bewaffneter Kampfmaschinen. Sie war umzingelt. „Bitte legen Sie die Waffe weg, bevor Sie sich noch selbst verletzen. Ich komme jetzt und helfe Ihnen aus dem Kofferraum. Unser Sanitäter wird sich um Sie kümmern.“ Die tiefe Stimme hatte etwas Beruhigendes. Sie wollte ihm so gern glauben. Aber durfte sie das? Andererseits: Hatte sie eine andere Chance? Sechs ausgebildete Scharfschützen, egal ob von der Polizei oder einem Verbrecherkommando, gegen eine einzelne Frau, die keine Ahnung hatte, wie sie die Waffe in ihrer Hand bedienen sollte. Ihr Herz pochte bis zum Hals. Gaby warf die Pistole dem Mann vor die Füße. Hauptkommissar Schneider kam mit langsamen Schritten auf sie zu. Er streckte ihr seine Hand entgegen. „Kommen Sie, ich bringe Sie in Sicherheit.“ Als sie seine Hand ergriff, kam auch in die übrigen Männer Bewegung. Die Waffen senkten sich und als sich der erste zur Seite drehte, las sie die Aufschrift `Polizei´ auf seiner Weste. Gaby brach in Tränen aus. Ihre Nerven spielten endgültig verrückt. Die Beine sackten unter ihr zusammen. Zwei starke Arme hoben sie aus dem Wagen, dann verlor sie das Bewusstsein.

Ein gleichmäßiges Piepen drang als Erstes zu ihr durch. Bevor sie die Augen öffnete, versuchte Gaby ihre Gedanken zu ordnen. Sie war in eine verdeckte Ermittlung der Polizei geraten. Offensichtlich sollte ein Drogenhändlerring ausgehoben werden. Ihr Leben hatte auf Messers Schneide gestanden, doch sie war davongekommen. Das Druckgefühl an ihrem Arm nahm ab und Gaby öffnete die Augen. „Da sind Sie ja wieder. Willkommen in der wirklichen Welt.“ Ein Sanitäter öffnete die Druckmanschette eines Blutdruckmessgeräts und entfernte es von ihrem Arm. „Bitte bleiben Sie noch einen Moment liegen, bis sich Ihr Kreislauf stabilisiert hat.“

Gaby nickte. Sie fühlte sich ohnehin nicht in der Lage aufzustehen. Hauptkommissar Schneider trat an die Krankenliege und musterte sie. Kleine Falten tanzten um seine Augen, als er lächelte. „Sie haben uns einen ganz schönen Schreck eingejagt. Schön, dass es Ihnen wieder besser geht.“

„Was ist mit meiner Tante passiert?“, wollte Gaby wissen.

„Ihre Tante war genau wie Sie zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Drogenhändler haben das etwas heruntergekommene Haus ihrer Tante für verlassen gehalten. Tatsächlich war sie aber für ein paar Wochen in einer Herzklinik. Als sie zurückkam, hat sie Veränderungen in ihrem Haus bemerkt, mehrere Drogenkisten gefunden und die Polizei verständigt. Als ich und mein Kollege sie fanden, saß sie tot in ihrem Sessel, mehrere Beutel Marihuana und Heroin auf ihrem Schoß. Die Aufregung war einfach zu viel für sie. Ihre Tante ist an einem Herzinfarkt gestorben.“

„Dann hat Konstantin sie nicht umgebracht?“, fragte Gaby.

„Konstantin? Ach, Sie meinen Hauptkommissar Jost Möller. Nein, niemand hat Hand an ihre Tante gelegt. Es war sicherlich der Schreck, der ihr angegriffenes Herz aus dem Takt gebracht hat.“

„Ich will nach Hause“, murmelte Gaby und schloss ihre Augen.

„Ich werde sehen, was ich tun kann“, versprach die tiefe Bassstimme. „Zunächst einmal bringen wir Sie in Ihre Pension zurück. Außerdem muss ich Sie bitten, absolutes Stillschweigen zu bewahren. Gegenüber jedermann. Auch Ihrer Familie! Sie gefährden sonst die ganze Arbeit eines halben Jahres und spielen den Verbrechern direkt in die Hände.“

***

Gaby legte den Zeitungsartikel zwischen ihr türkises Sommerkleid in den Koffer. Ihr Magen kribbelte jedes Mal, wenn sie las, dass aus einem kleinen Weiher in Mecklenburg-Vorpommern ein Fahrzeug mit einer toten Frau geborgen worden war. Ein Abschiedsbrief der Vierzigjährigen deutete eindeutig auf einen Suizid hin. Die polizeilichen Ermittlungen waren eingestellt worden. Gaby schloss den Koffer. Sie würde zu Ralf und Sophia zurückkehren. Abends auf der Terrasse einen Aperol mit ihrem Mann trinken, sich an Sophias Fotos und Kurznachrichten aus Frankreich erfreuen und einfach nur erholen. Das Schweigegelübde, dass sie bei der Polizei abgegeben hatte, würde sie noch eine Weile aufrechterhalten müssen. Gern hätte sie noch einmal mit Konstantin gesprochen. Aber es würde noch dauern, bis sein Einsatz abgeschlossen war. Sein tatsächlicher Name blieb ihr fremd. Die Schwellung in ihrem Gesicht von seinem Schlag war abgeklungen, ihre erste Begegnung hatte sie immer noch in Erinnerung.

Gaby hob ihren Koffer vom Bett und verließ das kleine Zimmer ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie wollte nur noch nach Hause.

***

 

 

Lektion 4

Der Sommer war sehr groß: literarischer Abschied von einer Jahreszeit

 

Aufgabe: Abschied vom Sommer

 

Unter der Markise staute sich die Hitze. Gaby presste ihre Hände an die schmerzenden Schläfen. Seit Tagen zogen Gewitterköpfe über den Himmel, ohne die erhoffte Abkühlung zu bringen. Gaby schloss ihre Augen und lehnte sich im Terrassenstuhl zurück. Sie musste wohl kurz eingenickt sein, denn sie schreckte hoch, als eine warme Hand zärtlich über ihre Wange streichelte.

„Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe, Liebes.“

„Schon gut. Ich kann ja nicht am helllichten Tag schlafen“, antwortete Gaby. „Hast du schon Feierabend?“

„Ja, ich habe früher Schluss gemacht. In der Küche liegen Tabletten. Hast du immer noch Schmerzen im Gesicht?“ Ralf musterte sie besorgt.

„Manchmal“, räumte Gaby ein. „Vor allem beim Kauen.“

„Du solltest zum Hausarzt gehen. Oder noch besser gleich zu einem Spezialisten. Vielleicht ist doch etwas gebrochen.“

„Nein, ich war ja gleich nach der Attacke im Krankenhaus. Sie haben den Kopf geröntgt. Der Arzt hat auf mich einen sehr kompetenten Eindruck gemacht. Es wird einfach eine Weile dauern, bis das verheilt.“

„Ich hätte dich nie allein fahren lassen dürfen. Es tut mir so leid.“ Behutsam streichelte er über ihre Hand. „Heutzutage läuft ein solches Gesocks auf den Straßen rum, das ist unbeschreiblich. Ich soll dir liebe Grüße von meinem Chef ausrichten. Er war total entsetzt, dass du auf offener Straße zusammengeschlagen wurdest, nur um dein läppisches Handy zu klauen.“

„Lass uns von etwas anderem reden, bitte.“ Es belastete sie sehr, Ralf nicht ins Vertrauen ziehen zu können. Doch die Kommissare hatten natürlich Recht: Es fiel schwer, eine solche Nachricht für sich zu behalten. Erzählte sie Ralf von dem Drogenring, würde er es seinem besten Freund oder eben seinem Chef weitersagen, der es im Vertrauen an seine Frau weitergab und so weiter, und so weiter. Die Lüge von dem Überfall auf offener Straße war da deutlich ungefährlicher.

Ralf kam ihrem Wunsch nach und wechselte das Thema. „In welchem Zustand befinden sich eigentlich das Haus und das Grundstück deiner Tante?“

„Ziemlich heruntergekommen“, gab Gaby zu. „Aber es hat in seiner Wildheit durchaus Charme. Die Lage ist ein Traum. Völlig abseits, ringsum nur Natur. Direkt am See – besser geht es nicht. In das Haus müsste man sicherlich viel Geld stecken, um es auf den heutigen Stand zu bringen.“

„Das werden wir uns im Moment nicht leisten können. Wir haben erst viel in deinen Blumenladen investiert“, warf Ralf ein. „Hinzu kommt die große Entfernung. Wer soll da die Umbauten beaufsichtigen? Und wir wären quasi gezwungen, jeden Urlaub dort in der Pampa zu verbringen. Kein Italien, Frankreich oder Spanien mehr. Ganz zu schweigen von Griechenland. Möchtest du das?“

Gaby schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ich reise genauso gern wie du und Sophia. Es ist nur so, dass dieses Anwesen das Ein und Alles meiner Tante war.“

„Eine Tante, die du seit Jahren nicht gesehen hast. Genauso wenig wie ihr Haus. Ich denke, du musst das Erbe ja nicht unbedingt ausschlagen. Wir lassen es von einem Immobilienmakler schätzen, und sobald es dir gehört, wird es verkauft. Das würde uns hier auch etwas mehr finanziellen Spielraum geben. Außerdem, wenn ich sehe, wie sehr du immer noch psychisch unter dem Überfall leidest, würde dich eine regelmäßige Rückkehr in dieses Kaff nur unnötig belasten. Du hättest wahrscheinlich keine wirkliche Freude daran.“

„Vielleicht …“ Gaby war sich da nicht so sicher. „Ich muss ja sowieso noch einmal dorthin für die Gegenüberstellung bei der Polizei, sobald der Täter gefasst ist. Danach werde ich mich entscheiden.“

„Gute Idee.“ Ralf klopfte aufmunternd auf ihre Hand. „Ich werde dich begleiten und verschaffe mir selbst einen Eindruck von dem Ganzen. Wir können ja anschließend weiterfahren an die Ostsee. Im Spätsommer ist dort nicht so viel los. Wir suchen uns ein nettes Hotel und holen unseren ausgefallenen Urlaub nach.“

„Lass uns lieber in den Süden fahren“, bat Gaby. „Wer weiß, ob der Termin bei der Polizei überhaupt stattfindet.“

„Wie du willst.“ Ralf küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Aber jetzt mixe ich uns einen schönen Cocktail, ja?“

„Gern“, antwortete Gaby. Nachdenklich sah sie ihrem Mann hinterher. Das Haus am See war definitiv ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie wusste nur noch nicht, in welche Richtung es sie führen würde. Doch dazu musste sie noch einmal dorthin zurückkehren. Allein.

 

***

Als Gaby das Polizeigebäude verließ, atmete sie tief durch. Die Anspannung, die sie seit Wochen gefangen hielt, wollte trotzdem nicht weichen. Dabei hatte sie das Schlimmste überstanden. So hatte sie es sich zumindest zuhause eingeredet. Wenn sie die Gegenüberstellung mit den Verdächtigen gemeistert hätte, dann würde alles leichter werden. Bisher fühlte sich das nicht so an. Leichter Nieselregen legte sich auf ihre Haut. Gaby eilte zu ihrem neuen Auto und startete den Motor. Nur weg von hier! Die Schranke am Ende des Parkplatzes öffnete sich automatisch. Sie fädelte sich in den Verkehr ein. Die Scheibenwischer ließen bei jeder Bewegung auf der Windschutzscheibe andere Eindrücke der letzten Stunde vor ihrem geistigen Auge erscheinen. Die Befragung hatte Hauptkommissar Schneider geführt. Er war sehr freundlich und rücksichtsvoll mit ihr umgegangen, hatte sich nach ihrem Wohlergehen erkundigt und noch einmal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass sie mitten in diese polizeiliche Ermittlung geraten war. Immerhin war es Konstantin gelungen, in die oberste Führungsriege des Drogenkartells vorzustoßen. Quer durch die Hierarchie hatte es zahlreiche Festnahmen gegeben, wie der Hauptkommissar nicht ohne Stolz verkündet hatte. Aber diese Information war bereits in allen großen Tageszeitungen und Nachrichtensendungen verbreitet worden. Dann hatte er Gaby in einen anderen Raum geführt. Hinter einer Glaswand standen fünf Männer in einer Reihe. Sie sollte sich Zeit nehmen, genau überlegen, ob sie einen der Männer schon einmal gesehen hatte. Hatte sie bis dahin geglaubt, sie würde den Tätowierten unter tausenden Männern sofort wiedererkennen, war das nun nicht mehr so leicht. Drei der fünf Herren hatten eine ähnliche Haarfarbe und Frisur, vier die gleiche körperliche Statur und alle waren tätowiert. Gaby schwankte zwischen den Männern mit der Nummer zwei und fünf. Erst als Hauptkommissar Schneider die Männer der Reihe nach den gleichen Satz sprechen ließ, war Gaby sich absolut sicher. Kandidat Nummer zwei war zusammen mit Konstantin in dem Haus am See gewesen. Ein sichtlich zufriedener Kommissar ließ die Männer abtreten und Gaby durfte gehen.

***

Wie anders fühlte sich diese dritte Fahrt über die Schotterstraße zum See an, nachdem sie diese das erste Mal neugierig hinter dem Lenkrad ihres alten Autos und das zweite Mal eingesperrt in seinem Kofferraum absolviert hatte. Ralf hatte darauf bestanden, dass sie ein neues Auto bekam. Als sie ihm vor zwei Wochen nach einem ausführlichen Bericht in der Tagesschau von den tatsächlichen Umständen ihres angeblichen Überfalls erzählt hatte, war er geschockt gewesen. Aufgeregt war er im Wohnzimmer auf und ab gerannt, drauf und dran Polizeischutz für sie zu fordern. Gaby hatte ihn beruhigen können. Seither war er in rührender Weise um sie besorgt. Die reale Gefahr, den anderen zu verlieren, hatte ihre Beziehung gestärkt. Trotzdem hatte Gaby zunächst gegen den Autokauf protestiert. Schließlich war sie nicht in ihrem Wagen ausgeraubt, sondern lediglich im Kofferraum transportiert worden. Doch Ralf fürchtete sich vor den Verbindungen des Drogenkartells, auch wenn bis zu den führenden Köpfen alle inhaftiert waren. Auf keinen Fall sollte sie aufgrund ihres Fahrzeugs oder Nummernschildes von diesen Leuten wiedererkannt werden. Gaby reduzierte die Geschwindigkeit und beäugte den Hochsitz kritisch. Diesmal saß niemand dort oben, um Wild oder Fußgänger zu beobachten. Die Wolkendecke riss auf und einige Sonnenstrahlen brachten die Regentropfen auf Blättern und Büschen am Straßenrand zum Glitzern. Als sie ihr Auto vor dem verfallenen Zaun parkte, schlug Gabys Herz schneller. Auch heute sah das Anwesen auf den ersten Blick absolut verlassen aus, ein Eindruck, der schon einmal getrogen hatte. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Entschlossen öffnete sie die Fahrertür und stieg aus. Das feuchte Gras hinterließ dunkle Flecken auf ihrer Hose. Die Luft war unglaublich klar und rein. Gaby füllte mit einem tiefen Atemzug ihre Lungen. Am unteren Ende des Grundstücks schimmerte der See durch das Schilf. Wo vor einigen Wochen noch die roten Mohnblüten geleuchtet hatten, nickten nun die prall gefüllten Samenknospen im Rhythmus des Windes. Dann stieg sie die Stufen zur Veranda empor. Sie ruckelte an dem Türgriff, doch die Eingangstür war fest verschlossen. Gaby besaß weder einen Schlüssel, noch hatte sie bisher eine offizielle Genehmigung als Eigentümerin das Haus zu betreten. Sie blickte durch die drei Fenster auf der Veranda, doch mehr als sie bei ihrem letzten Besuch gesehen hatte, konnte sie auch diesmal nicht entdecken. Das Haus hatte den Charme der siebziger Jahre mit viel Patina und Verfall. Es wäre Wahnsinn, diese Bruchbude zu behalten und auf Vordermann zu bringen. Ralf hatte völlig recht, sie würden sich finanziell unnötig belasten. Hinzu kam die Entfernung. Aufwand und Nutzungsmöglichkeit standen in einem eklatanten Missverhältnis.

Gaby ließ das Haus hinter sich und schlenderte zum See. Es gab einen kleinen Steg, der direkt ins Wasser führte. Hier hatten wohl die Drogendealer ihre Ware angeliefert und umgeladen. Schon der Gedanke daran verursachte ein Gefühl der Enge in ihrer Brust. Schnell wandte Gaby den Kopf zur Seite. Weiter rechts stand eine kleine Holzbank, umrahmt von verblühten Margeriten, Butterblumen und hohen Gräsern. Sie wischte die Nässe vom morschen Holz und setzte sich. Der Blick über den See hatte etwas Meditatives. Leise schwappte das Wasser ans Ufer. Ein Schwarm Mücken tanzte in der Sonne. Und direkt vor ihr wiegte sich das kleine Ruderboot in den Wellen, das ihre Tante vor vielen Jahren gemalt hatte. Auch an dem Boot hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Gaby seufzte. Alles war einem Wandel unterworfen. So wie die Leichtigkeit des Sommers schleichend in den Herbst überging, hatte auch sie einen Teil ihrer Kraft und ihres Optimismus eingebüßt.

Das Bellen eines Hundes riss sie aus ihren Gedanken. Sie musste nicht lange warten, bis Benny schwanzwedelnd vor ihr stand. Lächelnd kraulte sie sein langes Fell. „Na, mein Guter. Da bist du ja wieder.“ Wohlig legte das Tier seinen Kopf auf ihren Oberschenkel und genoss die Zuwendung.

Sein Herrchen kam mit einem Lächeln hinterher. „So gut hätte ich es auch gern. Aber ich glaube, ich muss mich zunächst entschuldigen.“ Seine Stimme klang etwas unsicher. „Ich heiße übrigens Jost.“

Gaby konzentrierte sich auf Bennys ruhigen Atem. „Also kein Konstantin“, stellte sie fest.

„Doch, auch. Jost Konstantin Möller, um genau zu sein. Du darfst mich also ruhig weiterhin Konstantin nennen, wenn es dir leichter fällt. Ich benutze meinen Zweitnamen gern für verdeckte Ermittlungseinsätze. Es verringert das Risiko, auf den Namen nicht zu reagieren. Mein Pseudonym für schwere Jungs, sozusagen.“

„Oder leichtgläubige Frauen“, erwiderte Gaby.

„Bitte, sei nicht nachtragend“, bat er.

Sie überging seinen Wunsch. „Weißt du, was ich mich seit Wochen frage? War unsere Begegnung am Brunnen eigentlich Zufall oder Absicht?“

„Ist das denn so wichtig?“

„Das ist keine Antwort“, konterte sie.

Konstantin seufzte. „Eigentlich darf ich dir das gar nicht sagen. Bevor wir unsere Leute in einen solchen Einsatz schicken, wird alles doppelt und dreifach gecheckt. Natürlich auch, wem das Anwesen gehört und wer Zugriff darauf hat. In dem Fall der Nachlassverwalter. Über ihn wussten wir, dass du dich auf den Weg hierher machen wolltest.“

„Ich bin abgehört und überwacht worden?“ Gaby schwankte zwischen Empörung und Erstaunen.

„Das habe ich nicht gesagt. Wir wussten lediglich, wann du kommst und wo du übernachten würdest. Meine Aufgabe bestand darin, dich vor dem Schicksal deiner Tante zu bewahren.“

„Du meinst, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein? Das hat ja super geklappt.“

„Du hast mir leider nicht die Chance eingeräumt, dich über den Abend hinaus zu beschützen. Dass du unsere Verabredung für den nächsten Nachmittag übergehen würdest, konnte ich wirklich nicht ahnen.“

Gaby musterte ihn neugierig. „Legst du dich bei deinen verdeckten Ermittlungen immer so ins Zeug bei den Damen? Ich meine, Sekt, Abendessen, ein Flirt, eine gemeinsame Nacht …“

„Letztere hat die Dame leider abgelehnt“, ergänzte er mit einem spitzbübischen Lächeln. „Nein, das tue ich keineswegs immer. In deinem Fall ist das etwas völlig anderes. Du warst einfach hinreißend mit deinem Zorn und deinem nassen Kleid.“

Sie wendete verlegen den Kopf und schaute auf das Wasser. Er wechselte das Thema. „Ich hoffe, du hast dich von dem Schreck der Ereignisse erholt?“

„Geht so“, antwortete Gaby wahrheitsgemäß. „Wenn ich hier sitze und auf den See blicke, muss ich immer daran denken, dass ich um Haaresbreite dort auf dem Grund gelegen hätte.“

„Das hätte ich nicht zugelassen“, sagte er hastig.

„Du hast mich auch k.o. geschlagen und gefesselt.“

„Es tut mir leid. Ich entschuldige mich in aller Form dafür. Es ist nicht meine Art Frauen zu schlagen. Aber wenn ich dich nicht außer Gefecht gesetzt hätte …“,

„… hätte es der andere getan. Und dann hätte ich nicht überlebt. Ich weiß. Das habe ich verstanden. Immerhin, der Erfolg war auf eurer Seite. Nachrichten und Zeitungen überschlagen sich mit Lob für die Ermittler.“ Mit einer Spur von Ironie ergänzte Gaby: „Also sollte ich mich wahrscheinlich bei dir bedanken?“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Es reicht, wenn du meine Entschuldigung annimmst.“

Gaby sah zu ihm auf. „Nur wenn du mir einen Gefallen tust.“

Konstantin lächelte. „Welchen?“

„Ich möchte noch einmal in das Haus gehen.“

„Hast du keinen Schlüssel?“

„Das Nachlassgericht ist ziemlich überlastet. Der Erbschein hat wohl noch nicht alle Stempel und Unterschriften erhalten. Vorher bekomme ich den Schlüssel nicht. Für dich sollte das kein Hindernis sein, oder?“

„Können wir nicht einfach irgendwo zur Versöhnung essen gehen?“

„Später“, versprach Gaby und stand auf. „Vorher möchte ich in das Haus.“

***

Es war tatsächlich kein Problem für Konstantin, die Eingangstür mit einem herumliegenden Draht zu öffnen. Gaby betrat das Haus allein. Sie nahm sich Zeit, die einzelnen Räume zu betrachten. Im Wohnzimmer hingen einige Ölbilder und Aquarelle an den Wänden, die den See und den Garten zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten abbildeten. Neben einem der Fenster stand eine Staffelei. Ihre Tante hatte gemalt, was sie vor dem Fenster sehen konnte. Besonders gut gefielen Gaby die floralen Motive. Sie begann die Bilder abzuhängen und stellte sie neben die Tür. Als Konstantin das Haus betrat, war er wenig begeistert von ihrem Tun.

„Was machst du da? Du kannst doch hier nicht einfach etwas mitnehmen.“

„Es wird nicht mehr lange dauern, dann gehört der Nachlass meiner Tante sowieso mir. Ich möchte ihre Gemälde in meinem Blumengeschäft ausstellen. Vielleicht kann ich auf diese Weise meiner Tante jenseits ihrer Heimat ein Forum für ihre Bilder bieten.“

Konstantin schien zu überlegen, entschied dann aber wohl zu ihren Gunsten. Zumindest deutete Gaby sein Schweigen auf diese Weise. Am Ende half er sogar, die Bilder zu ihrem Auto zu tragen. Als er die Eingangstür wieder verschloss, fragte er: „Was hast du mit dem Haus vor?“

„Ich werde es verkaufen müssen. Eine Sanierung können wir uns im Moment nicht leisten. Außerdem ist die Entfernung zu groß für Wochenendbesuche.“

„Hast du mal über eine Vermietung nachgedacht?“

„Niemand mietet eine solche Bruchbude. Wir kämen um einen Umbau nicht herum.“

Konstantin ließ seinen Blick schweifen. „Ich würde es mieten. So wie es ist. Mir gefallen der See und das Grundstück. Ich angele sehr gern. Die Abgeschiedenheit würde mir helfen, Abstand von meinem Beruf zu bekommen.“

„Und was ist, wenn diese Leute vom Drogenkartell hierher zurückkehren?“

„Die sind jetzt ja erst mal für ein paar Jahre außer Gefecht gesetzt. Außerdem werden die eine so heiße Location in Zukunft meiden. Die machen mir keine Angst.“

Gaby fühlte sich wie ein Hasenfuß. Vielleicht musste man zehn Jahre jünger sein und vor Selbstbewusstsein strotzen, um die Dinge so leicht zu nehmen.

Lächelnd sah er sie an. „Du kannst jederzeit zu Besuch kommen. Sobald das Ruderboot repariert ist, könnten wir auf den See rausfahren.“

„Und dann angelst du für uns einen Karpfen zum Abendessen.“ Gaby kicherte verlegen.

„Das werde ich tun“, versprach Konstantin. Seine Augen hielten sie fest, während ihr Innerstes zu tanzen begann. Als er seinen Kopf zu ihr hinunter beugte, streckte sich ihr Körper ihm von allein entgegen. Seine Lippen wanderten über ihre Stirn und Nase, bis sie ihren Mund fanden. Sie erwiderte diesen Kuss, der zuerst zart und dann fordernder wurde.

Ihr Smartphone vibrierte in ihrer Jackentasche. Irgendjemand hatte eine Textnachricht geschickt. Gaby befreite sich aus seiner Umarmung. Etwas kurzatmig sagte sie: „Ich weiß nicht einmal, ob im Winter die Heizung funktioniert.“ Hatte sie diesen Schwachsinn von sich gegeben? Meine Güte, so bescheuert hatte sie sich das letzte Mal als Teenager verhalten.

„Dann komm im Sommer wieder“, schlug Konstantin ruhig lächelnd vor.

 

Ihr Smartphone vibrierte erneut. Sie öffnete Ralfs Kurznachricht: `Ich hatte keine Ruhe zuhause und habe den Zug genommen. Bin in deinem Hotel. Habe für neunzehn Uhr einen Tisch reserviert. Freue mich auf dich. Liebe Grüße Ralf.´ Während ihr eben noch glühend heiß gewesen war, breitete sich nun eine wohlige Wärme in ihrem Körper aus. Die Sonne hatte sich hinter grauen Wolken versteckt. Nieselregen setzte ein. Der Herbst wartete bereits hinter den Bäumen und Gaby sehnte sich nach Ruhe und Behaglichkeit. Sanft streichelte sie Konstantins Gesicht. „Ja, vielleicht komme ich nächsten Sommer hierher zurück. Ich möchte meinem Mann das Haus am See zeigen.“

 

 

Fazit:

Es hat viel Spaß gemacht, dem Sommer intensiv literarisch nachzuspüren. Das „Haus am See“ ist nur eine Arbeit, die während des Kurses entstanden ist. Weitere Kurztexte, Gedichte, Mindmaps gehören ebenso dazu. Besonders spannend ist bei Schreibkursen für mich immer, wie andere Teilnehmer*innen die gleichen Lektionen und Aufgaben umsetzen. Eine völlig andere Geschichte hat Andrea Gärtner geschrieben: „Urlaub auf Abwegen“. Nachzulesen unter:

www.andrea-gaertner.de/blog

 

Weitere Informationen zu den Angeboten und Schreibkursen vom schreibwerk-berlin gibt es unter:

 

www.schreibwerk-berlin.com